Kürzlich rief mich eine Unternehmerin an, die sich nach vielen Jahren als Führungskraft in einer Bank mit einem Coaching-Business selbständig machen wollte.
Sie war begeistert und beseelt von ihrer Arbeit und dem Feedback, das sie schon dafür bekommen hatte und hatte ihre Website–Texte schon fertig im Kasten.
Aber irgendwie war sie unsicher damit. Sie spürte selbst, dass die Texte nicht das bei ihren Leser:innen auslösten, was sie sich wünschte. Zu Recht… (unser Gefühl uns trügt da selten).
Ein Blick auf Ihre Startseiten-Texte und mir war klar, was „passiert“ war: das, was typischerweise ganz oft Menschen passiert, die mit ihrer Berufung nach draußen gehen … dazu gleich unten mehr.
Der Text war nicht „zielführend“.
Was sind eigentlich die Ziele einer Website und besonders der Startseite?
Welche Ziele willst Du mit Deiner Website erreichen?
Nehmen wir an, Du stehst ganz am Anfang: Deine Business-Idee ist glasklar. Du hast eine Lösung zu einem Thema, das Deine Wunschkund:innen dringend beschäftigt, ihnen das Leben schwer macht.
Genau darin bist Du Expertin! Du willst möglichst vielen Wunschkund:innen helfen, das Problem zu lösen. Du hattest vielleicht auch schon den einen oder anderen Kunden und willst jetzt voll online durchstarten.
Deine Ziele für Deine Website sind:
- Dich online sichtbar machen
- Wunschkund:innen ansprechen und zu Dir ziehen
- Die Menschen, die nicht zu Dir passen, wegfiltern.
- Dein Angebot in die Welt hinaustragen
- Kunden auf Deiner Seite halten, zum Angebot leiten
- Kunden zuer einer Aktion bewegen („Ja-ich-will“-Button klicken, Erstgespräch vereinbaren, zum Newsletter anmelden…)
Parallel dazu: Was sind die Ziele Deiner Wunschkund:innen, wenn sie auf Deine Startseite kommen?
Deine Besucher:innen wollen diese Fragen beantwortet bekommen:
- Bin ich hier richtig?
- Ist das hier für genau für mich?
- Ist mir die Person sympathisch?
Was uns oft passiert: Wir haben unsere Ziele (halbwegs) im Blick, aber wir richten die Texte nicht an den Zielen unserer Wunschkund:innen aus.
Warum das passiert?
Im Vordergrund steht die Begeisterung über die eigene Leistung, das gerade mit viel Hirnschmalz entwickelte Angebot und der Wunsch damit zu helfen. Das alles soll endlich nach draußen in die Welt!
Durch diese innere Haltung tappen wir häufig und automatisch in 5 typische „Fallen“ gleich auf der Startseite:
(Was mir wichtig ist: Das ist ganz normal. So geht es vielen von uns, mir ging es zu Beginn auch nicht anders! Erzähl ich Dir gleich.)
Falle #1: Ich, Ich, Ich
Der Text auf der Startseite startete mit der Überschrift „Coaching & Supervision aus einer Hand“ . Gefolgt von:
Struktur ist mir angeboren, Erfahrung habe ich in über 35 Jahren beruflicher Tätigkeit mit Kunden und Kollegen gesammelt und Herzlichkeit ist mir wichtig, weil ich Menschen nun mal mag und sehr gerne mit ihnen arbeite.
Hand aufs Herz: Fühlst Du Dich angesprochen?
Ich vermute: nein.
Der Text holt mich als Leserin nicht ab. Sie spricht nur von sich. Es gibt kein Beziehungsangebot.
Du willst Dich aber auf der Startseite wiederfinden. Du willst erkennen, dass Du hier richtig bist.
Nur so fühlen sich Deine Leser:innen angesprochen und Du baust Beziehung zu ihnen auf.
Ich empfehle Dir: Sprich spätestens in der „Unterüberschrift“ direkt Deine Kundschaft mit Du oder Sie an!
Das bringt uns zu Falle #2:
27 Wege, wie Du Dich unaufgeregt sichtbar machst
Schluss mit Social-Media-Druck:
Finde neue, stressfreie Ansätze – ohne Videos oder Dauerstorys.
Falle #2: Ich kann allen helfen!
So ging der Text weiter:
Egal in welchem Themenbereich Sie mit mir arbeiten möchten, ob beruflich, privat, oder als Unternehmer, gerne stelle ich Ihnen meine Kompetenz und meine Erfahrung zur Verfügung und stelle mich ganz auf Sie und Ihre persönlichen Anliegen ein. Mein Anspruch auf Qualität ist dabei sehr hoch.Ich freue mich auf Sie.
Ganz oft erlebe ich, dass auf der Startseite nirgends die Leser:in spezifisch adressiert wird. Wem hilft sie denn nun? Allen?
Es fehlt das „Abholen“, das sich in das Gegenüber hineinversetzen. Die Leser:innen fühlen nicht: „Ah, da geht es genau um mich“, sondern, „Da präsentiert sich jemand“.
Ich empfehle Dir: Wechsle die Perspektive. Schlüpfe in die Schuhe Deiner besten Kund:innen. Frag Dich: Was wünscht sich die Person? Was sagt sie zu Dir, wenn sie mit Dir spricht? Nutze ihre Worte!
Falle #3: Methode/Leistung statt Lösung
Weiter ging der Text mit zwei langen Abschnitten über „Was ist Coaching?“ und „Was ist Supervision?“…
Ja klar: Am leichtesten fällt es uns darüber zu schreiben, was wir anbieten: Welche Methode wir verwenden, was die kann und bringt. Das haben wir gelernt!
Doch das interessiert Deine Besucher:innen zu Beginn einmal gar nicht. Das wird frühestens relevant, wenn Du sie am Haken hast.
Also zuerst: Angel auswerfen!
Die Köder an der Angel sind folgende Fragen:
a) Wie geht es den Leser:innen jetzt? Undb) Wie geht es ihr/ihm, nachdem er/sie bei Dir gekauft hat?
Sprich: Was habe ich davon, dass ich Zeit und Geld bei Dir lasse? Wie fühle ich mich danach oder was habe ich für mein Leben an Verbesserung, Glück, Sinn, Erleichterung, Spaß etc. mitgenommen?
Dazu ein Don’t-Beispiel von mir selbst:
2016 textete ich meine erste Website braunäugig in genau dieser Ich-zentrierten Haltung (mir ging es ja genau wieder Kundin! Ich war begeistert….). Die Website war voller Angebote und Leistungen und voller Begeisterung dafür, dass ich gerne schreibe und das kann!
Da prangte groß eine Überschrift mit „…richtig gute Website-Texte!“
2017 nahm ich an einem Website-Texter-Kurs teil. Prompt bekam ich von der Kursleiterin diese Aussage an den Kopf geworfen:
„Céline, niemand will tolle Website-Texte kaufen, einfach um der Texte willen. Was sie wollen (und kaufen!), ist das, was sie durch Deine tollen Texte erreichen.“
(Ersetze „Texte“ gerne durch Akupunktur, Massage, Craniosacral-Behandlung, Coaching-Einheit, Aufstellungsarbeit… you get the point.)
Das saß.
Ich hatte in meinen Texten nicht erwähnt, was es meinen Kundinnen bringt, wenn sie professionelle Texte auf ihrer Website hatten: Dass sie damit leichter verkaufen, sich unangenehme Erstgespräche sparen, dass sie auf Google gefunden werden, etc.
Ich hatte nur den „professionellen Eindruck“ erwähnt, wenn ein Text logisch aufgebaut und fehlerfrei ist. Das ist kein besonders attraktiver Köder!
Aber ich hatte ihnen genau erklärt, wie ich arbeite, wie unsere Zusammenarbeit funktioniert und was es kostet…
Versteh mich nicht falsch: Das ist wichtig. Aber erst im 2. Schritt. Dahin müssen Deine Leser:innen erst mal kommen. Das tun sie nur, wenn Du sie vorher am Haken hast. Und da hängen sie nur, wenn sie sich von Dir in ihrem Thema
VERSTANDEN und ABGEHOLT
fühlen, und das
VERTRAUEN entwickeln können,
dass Du die LÖSUNG zu ihrem Problem hast.
Falle #4: Wer bist Du?
Sobald Deine Besucher:innen erkannt haben, dass sie auf Deiner Startseite richtig sind, wollen sie eines wissen:
Wer bist Du?
Hast Du Dich vorgestellt?
Die besagte Kundin hatte Text für ihre Übermich-Seite vorbereitet. Aber auf der Startseite stand kein Wort von ihr.
Ich kenne viele solche Startseiten, auf denen ich lang und breit über Methoden, manchmal auch Probleme lese; aber oft muss ich erst suchen und auf „Über mich“ klicken, bis ich herausfinde, wer hier zu mir spricht!
Nicht umsonst ist die „Über-mich-Seite“ nach der Startseite die am häufigsten angeklickte Seite jeder Website. 😉
Ich persönlich finde das unangenehm. Besonders, wenn es sich um eine persönliche Dienstleistung handelt. Wie geht’s Dir damit?
Mein Tipp: Stelle Dir immer vor: Jede Seite Deiner Website ist wie ein persönliches Gespräch!
- Man stellt sich vor,
- schüttelt die Hände,
- spürt, wie es dem anderen geht,
- geht darauf ein,
- signalisiert Verständnis und Lösungen und
- und leitet zum nächsten Schritt weiter.
So baust Du auch Deine Startseite auf!
D. h. auf der Startseite gehst Du zuerst auf Deine Leser:innen ein und dann, noch relativ weit oben, nennst Du Deinen Namen und Deine Mission: den Grund, warum Du hier auf der Welt bist, wofür Du antrittst, wie Du das Leben Deiner Kund:innen ein Stückchen schöner, leichter, besser machen willst.
Dann leitest Du weiter zu den nächsten Schritten: Deinen Angeboten.
Falle #5: „Herzlich willkommen auf meiner Homepage!“
Diesen Satz sehe ich immer noch oft ganz oben auf der Startseite prangen.
Das ist schade.
Nicht, weil er nicht nett oder unhöflich wäre.
Sondern, weil er sinnlose Platzverschwendung ist. Er hat keinen Inhalt, er zeigt keinen Kund:innen, dass sie hier bei Dir richtig sind und weiterlesen sollen. Das Ziel Deiner Besucher:innen ist ja zu erfahren: Bin ich bei Dir richtig?
Das heißt: Ganz oben im Header, bei der Überschrift, musst Du die Angel auswerfen und Deine Kund:innen fangen.
Sonst sind sie 3 Sekunden später weiter in die Tiefen des Internet eingetaucht – ganz gleich, was Du weiter unten an überzeugendem Text stehen hast. Schwupp und weg.
Ich empfehle Dir: Überlege Dir für die Überschrift ganz oben (den Header) starke Botschaft. Eine Message, die Gefühle in Deinen Leser:innen erzeugt. Ein Ziel, das sie erreichen möchte, einen Wunsch, der hinter dem Ziel liegt. Eine Botschaft, die zeigt: Hier bin ich richtig.
Das ist Dein Angelhaken.
Wenn es dadurch im Bauch Deiner Leserin oder Deines Lesers kribbelt, dann lesen sie weiter. Wenn sie das Gefühl haben, dass Du ich-bezogen „etwas verkaufen“ willst, sind sie weg. Arbeit umsonst.
Falle #6: Und was jetzt?
Jetzt hast Du alles gesagt, was Du „loswerden“ wolltest. Und jetzt? Was soll Deine Besucherin als nächstes genau tun?
Auch das ist oft unklar. Dann klickt Deine Besucherin nirgends hin, weil die Person verwirrt ist und keine klare Aufforderung erhalten hat.
Ich empfehle Dir: Überlege Dir genau, was Du willst, das Dein Kunde als Nächstes tun soll. Wo soll er draufklicken? Und gestalte diesen Weg so klar wie möglich.
Das kann sein:
- ein Kalendereintrag für ein Erstgespräch
- auf ein Angebot klicken
- auf eine Freebie-Landingpage klicken
- ein E-Mail schreiben
- …
Zusammenfassung: So umschiffst Du diese Fallen auf Deiner Startseite elegant
- Wechsle die Perspektive: Zuerst ganz viel Du und erst weiter unten Ich. Verwende die Worte Deiner Leser:innen!
- Stelle Dich zuerst vor, bevor Du von Dir sprichst. Die Vorstellung ist Dein erstes Ich.
- Mach fühlbar, wie sich das Leben Deiner Kund:innen durch Deine Leistung verändert.
- Entwickle daraus einen starken Überschriftenblock für die Startseite, mit dem Du Deine Leser:innen an den Haken bekommst.
- Schaffe durch Verständnis für die Situation Deiner Leser:innen Vertrauen, dass Du kannst, was Du versprichst, anstatt nur von Dir zu sprechen.
- Leite sie dann sanft aber gezielt zu Deinen Angeboten weiter.
BONUSTIPP: Wo beginnst Du zu schreiben?
Wenn Du beginnst, Deine ganze Website zu schreiben, liegt es auf der Hand, mit der Startseite zu starten.
Das ist aber oft gar nicht so einfach, weil Du vielleicht noch gar nicht so genau weißt, was auf den anderen Seiten Deiner Website stehen wird, auf die Du von Deiner Startseite aber verlinkst.
Deshalb mein Tipp: Starte bei Deinen Website-Texten nicht mit der Startseite!
Ich empfehle immer, mit einer Angebotsseite zu starten – das fällt den meisten Kundinnen am leichtesten. Erst wenn Du alle anderen Texte fertig geschrieben hast, baust Du Deine Startseite zusammen.
Viel Spaß beim Schreiben!
Deine Website-Texterin und Text-Coachin aus Wien,
P.S. Mit der oben erwähnten Kundin habe ich ihre Website-Texte neu geschrieben. Dazu haben wir in einem 1:1 Workshop die Perspektive gewechselt, was ihr viele Aha-Momente einbrachte. Wir konnten viele Informationen von ihrem ursprünglichen Text verwenden, auch den oben erwähnten Teil – nur an anderer Stelle. Jetzt ist sie rundum glücklich damit und zieht die Kund:innen an, die sie möchte.
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