Fragst Du Dich, wie lange die Sätze idealerweise sein sollen, die Du in Deinen Texten schreibst? Welche die optimale Satzlänge ist?
Vielleicht spürst Du selbst, dass kurze Sätze anders wirken als längere. Dass Texte auch einen Rhythmus haben können, wie Musik.
Wir schauen uns gleich an, was „kurz und lang“ für Deine Texte bedeutet und wie Du Deine Sätze so gestaltest, dass sie Deine Leserinnen mitten ins Herz treffen.
Warum ist die Satzlänge in Deinen Texten überhaupt wichtig?
Aus 2 Gründen:
1) Du willst, dass Dich Deine Leserinnen verstehen!
Denn: Je länger und verschachtelter ein Satz ist, desto aufmerksamer müssen Deine Leserinnen lesen. Sonst erfassen sie den Inhalt nicht.
Das spricht für kurze Sätze.
Auch wenn Du sicher bist, dass Deine Lieblingskundinnen komplizierte Texte verstehen (sie sind ja nicht dumm!):
Denk daran, dass die lesende Person vielleicht schon müde ist.
Nicht jeder Mensch, der im Internet liest, ist gerade frisch und konzentriert. Viele haben Anderes im Kopf. Sie lesen nebenbei, am Handy in der U-Bahn. Trotzdem soll Dein Text ins Gehirn vordringen können.
Deshalb musst Du ihn einfach halten.
Was „einfach“ ist, entscheiden Deine Leserinnen? Denn was für Dich einfach ist, ist es noch lange nicht für Deine Leserinnen. Du steckst tief in Deinem Thema drin, sie kommen vielleicht gerade von wo ganz anders her…
Ein Indiz, ob Dein Text verstanden wird, ist die Absprungrate aus Deinen Web-Texten.
Mein Tipp: Schreibe so, dass ein 10-jähriges Kind den Text nach der Schule noch versteht.
Die Sätze in Kinder- und Jugendbüchern sind übrigens zumeist zwischen 6 und 13 Wörter lang. (Quelle: Wikipedia)
2) Aber: Du willst Deine Leserinnen nicht langweilen
Du hast es vielleicht schon mal bemerkt: Wenn Du nur mehr kurze Staccato-Sätze verwendest, klingt Dein Text rasch abgehackt und wird schnell fade. Damit fällt es Dir schwer, Spannung zu halten. Nur kurze Sätze können Deine Leserinnen sogar ermüden.
Klingt verzwickt? Ist es nicht. Ich zeige Dir in diesem Artikel, mit welchen Kniffen Du verständlich schreibst und trotzdem abwechslungsreichen Text schaffst.
Die Satzlänge und der Aufbau des Satzes sind entscheidende Kriterien für einfache Texte (neben der Wortwahl, der Gliederung etc.).
27 Wege, wie Du Dich unaufgeregt sichtbar machst
Schluss mit Social-Media-Druck:
Finde neue, stressfreie Ansätze – ohne Videos oder Dauerstorys.
Satzlänge: Was ist kurz, was ist lang? Was ist gut?
Hier ein paar Quick-Infos. Weiter unten findest Du Beispiele dazu.
- Leserinnen verstehen Sätze am leichtesten mit 3-15 Wörtern. 3-7 ist super easy, bis 15 geht gut.
- Ein Satz ab und zu mit 20 Wörtern ist ok – wenn der Satz einfach gebaut ist (kein Schachtelsatz) oder Aufzählungen enthält.
- Idealerweise verwendest Du maximal einen Beistrich (ein Komma) pro Satz.
- Nutze alle Satzzeichen: auch ; : –.
- Wechsle die Länge der Sätze innerhalb dieses Rahmens ab. Das hält den Text frisch.
Nimm Dir jetzt Deinen Text zur Hand und zähle: Jeder Satz über 15 Wörter ist ein Kandidat für ein Text-Service. Streiche Dir diese Sätze an.
Was kannst Du gegen zu lange Sätze tun?
Da gibt es ein paar Kniffe:
Hast Du 2 Hauptsätze durch einen Beistrich (Komma) oder ein UND verbunden?
Teile sie. Mach dazwischen einen Punkt. Ganz einfach. 😉
Alt: Ich habe Vieles in meinem Leben durchgemacht und dadurch habe ich viele Erfahrungen gesammelt.
Neu: Ich habe Vieles in meinem Leben durchgemacht. Dadurch habe ich viele Erfahrungen gesammelt.
Hast Du mehr als einen Beistrich verwendet?
Bau den Satz so um, dass Du einen Nebensatz loswirst:
Alt: Wir Frauen des Westens sind es, die jetzt einen wesentlichen Beitrag leisten können, damit diese Welt für unsere Kinder und Kindeskinder lebenswert bleibt.
Puuh, das fühlt sich schon recht lange an, oder? Dabei sind es „nur“ 23 Wörter. Aber der Satzbau mit 2 Kommas macht es kompliziert.
Neu: Wir Frauen des Westens können jetzt einen wesentlichen Beitrag leisten, damit diese Welt für unsere Kinder und Kindeskinder lebenswert bleibt.
(Immer noch 20 Wörter, aber einfacher gebaut und leichter erfassbar.)
Lagere Information mit einem Gedankenstrich ans Ende aus
(Gedankestrich = langer Bindestrich, so: –)
Alt: In jeder Gruppe sind max. 5 Frauen, deshalb ist auf jeden Fall Raum für Dein persönliches Coaching, wenn Du das möchtest.
Neu: In jeder Gruppe sind max. 10 Frauen. Es ist auf jeden Fall Raum für Dein persönliches Coaching – wenn Du das möchtest.
Damit kannst Du auch die Betonung bewusst verlagern.
Bei Wenn-dann-Sätzen oder dass-Sätzen funktioniert ein Doppelpunkt gut:
Alt: Wenn Sie es schaffen, den Blickwinkel zu ändern, sehen Sie Zugeständnisse als Investition in Ihre Zukunft.
Neu: Versuchen Sie den Blickwinkel zu ändern: Sehen Sie Zugeständnisse als Investition in Ihre Zukunft!
Alt: Es ist ein Faktum, dass die weltweite Krise neue Lösungen erfordert.
Neu: Fakt ist: Die weltweite Krise braucht neue Lösungen.
Verwendest Du Füllwörter? Meist unnötig.
Füllwörter machen Deinen Text länger, ohne ihm Aussage zu verleihen. Im Gegenteil: Oft schwächen sie die Aussage (wie Modalverben auch).
Füllwörter sind zum Beispiel:
Vielleicht, manchmal, oft, und, trotzdem, allerdings, schon, recht, auch, etwas, genau…
Füllwörter kannst Du oft ersatzlos streichen
Aber nicht immer. Probier’s aus!
Alt: Allerdings habe ich manchmal schon das Gefühl, dass es mir damit etwas besser geht.
Neu: Ich habe das Gefühl, dass es mir damit besser geht.
Hörst Du, was ich meine?
Mein Tipp: Lies Dir Deinen Text selbst laut vor. Wenn es holpert, bist Du gefragt: Dann ist der Satz zu lang oder kompliziert gebaut.
Noch fiesere Verständlichkeitskiller sind kompliziertere Schachtelsätze. Wie Du Schachtelsätze auflösen kannst, liest Du hier.
Hast Du Schwierigkeiten damit, lange Sätze zu kürzen? Glaub mir, damit bist Du nicht alleine! John Steinbeck sagte: „Wenn einem Autor der Atem ausgeht, werden die Sätze nicht kürzer, sondern länger.“ Schreib mir in die Kommentare, dann helfe ich Dir gerne.
Bis gleich!
Deine Website-Texterin und Text-Coachin aus Wien,
P. S. Einige dieser Tipps folgen dem Hamburger Verständlichkeitsmodell für einfach verständliche Texte – quasi die Grundausstattung für Texter. Mehr dazu erfährst Du zum Beispiel bei der Wortliga, da kannst Du Deine Texte auch in einem Tool testen.
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