Kennst Du das?
Du liest einen Text, der inhaltlich spannend zu sein verspricht.
Nach ein paar Zeilen hast Du das Gefühl: Du fliegst aus dem Text raus.
Er fängt Dich nicht ein. Du weißt nicht, was Du bisher eigentlich gelesen hast. Du meinst, noch einmal von vorne beginnen zu müssen; aufmerksamer lesen zu müssen, um den Inhalt wirklich zu erfassen.
Oder Du klickst weg.
Du willst nicht, dass es Deinen Leserinnen mit Deinen Texten so geht, stimmt’s?
In diesem Artikel erfährst Du, woran es oft liegt, dass Texte nicht bis ins Gehirn und noch weniger ins Herz der Lesenden vordringen. Du lernst, wie Du Deinen Text mit einfachen Tricks so bearbeitest, dass Deine Leserinnen ihn mit Vergnügen bis zum Schluss lesen.
Wir schauen uns an:
- wie Du den sogenannten Hauptwort-Stil vermeidest
- und schwierige Nomen leicht durch Wörter ersetzt,
- die Deine Leserinnen superleicht verstehen und sie emotional berühren.
Denn Deine Texte bewirken nur dann das, was DU willst, wenn sie Deine Leserinnen in Kopf und Herz erreichen!
Bevor wir starten: Hast Du einen Text gleich bei der Hand? Fein, dann legen wir gleich los.
Was sind überhaupt schwierige Nomen?
Das sind Hauptwörter, die Deine Leser nicht auf den ersten Blick erfassen können oder zu denen sie kein Bild im Kopf bekommen.
Es kann sein, dass sie zu lang, zu „gewählt“ oder zu kompliziert sind oder weil sie Fach- oder Fremdwörter sind.
Wir schauen uns 3 verschiedene Arten schwieriger Hauptwörter an:
1) Nomen, die auf –ung, -heit, -keit, -tion enden:
Warum die schwer zu verstehen sind?
Diese Hauptwörter waren in ihrem ersten Leben einmal Zeitwörter.
Irgendwann wurden sie zu sperrigen Hauptwörtern umgebaut, weil das gebildeter, „höfischer“ klang. Das kommt noch aus Zeiten der Monarchie und des Beamtentums, in denen komplizierte Sprache verwendet wurde, um Standesunterschiede deutlich zu machen. Weniger gebildete Menschen verstanden diese Sprache nur schwer.
Wir bauen sie jetzt zurück zu ihrem natürlichen Ursprung.
Deine Aufgabe: Suche Hauptwörter mit -ung, -heit, -keit, -tion und finde das ursprüngliche Zeitwort.
Dann bau die Sätze entsprechend um oder ersetze das Hauptwort durch ein anderes, einfaches, allgemeinsprachliches (Zeit)Wort!
Beispiel 1: Verschiebung – verschieben
Schwierig: Sollte es Ihrerseits zu einer Terminverschiebung kommen, bitte ich Sie um rechtzeitige Benachrichtigung.
Einfach Wenn Sie den Termin verschieben wollen, benachrichtigen Sie mich bitte rechtzeitig.
Bildhaft: Wenn Sie den Termin verschieben wollen, schicken Sie mir bitte rechtzeitig eine Nachricht oder rufen Sie mich an.
Die letzte Variante ist länger; aber sie zeigt eine konkrete Anleitung, die ein Bild im Kopf erzeugt und damit hängen bleibt.
Beispiel 2: Verantwortung – verantwortlich sein / verantworten – sorgen für
Schwierig: Ich übernehme die Verantwortung für dieses Projekt.
Einfach: Ich bin verantwortlich für dieses Projekt.
Emotionaler: Ich sorge dafür, dass wir dieses Projekt erfolgreich abschließen.
Beispiel 3: Heiterkeit – erheitern – Freude machen
Schwierig: Wie kannst Du für mehr Heiterkeit in Deinem Leben sorgen?
Einfacher: Wie kannst Du Dich selber mehr erheitern?
Noch einfacher und emotionaler: Wie kannst Du Dir selbst eine Freude machen/bereiten?
Klingt doch gleich viel frischer, oder?
Fällt es Dir schwer so locker zu schreiben? Oder liegt es Dir ohnehin im Blut?
Mein Tipp: Lies Dir Deine Texte im Nachhinein genau nur auf diese Worte hin durch. Es kann gut sein, dass Dir trotzdem welche hineingerutscht sind – wir sind aus der Schule so konditioniert. Diese Wörter finden ihren Weg. 😉
Es gibt noch viele weitere Hindernisse für Deine Texte, mitten im Herz Deiner Lieblingskundinnen zu landen. Wo meinst Du, stehst Du mit Deinen Texten? Lade Dir hier den ganzen Check herunter!
Dann hast Du gleich eine super Checkliste, die Du nach jedem Text nutzen kannst:
27 Wege, wie Du Dich unaufgeregt sichtbar machst
Schluss mit Social-Media-Druck:
Finde neue, stressfreie Ansätze – ohne Videos oder Dauerstorys.
2) Lange, komplizierte Nomen
Meine Tochter blickte mal auf eine Packung „Rohrohrzucker“. Sie fragte mich: „Mama, was ist bitte „Rohr-Ohr-Zucker???“. Da war sie 8 Jahre alt. Sie ist sprachlich begabt…
Die deutsche Sprache ist Meisterin darin, Hauptwörter zusammenzusetzen.
Nicht nur der Donaudampschiffahrtsgesellschaftskapitän ist legendär. Wir sind diese Wörter so gewohnt, dass sie uns oft beim Schreiben gar nicht mehr auffallen.
Gesprochen sind diese Wörter gar kein Problem, denn wir betonen sie richtig. Geschrieben können sie schwierig zu verstehen sein und zu Missverständnissen führen. Oder sie erfordern Übersetzungsarbeit beim Leser oder der Leserin. Das wollen wir nicht!
Deine Aufgabe: Suche alle Hauptwörter, die aus 2 oder 3 einzelnen Wörtern bestehen.
Versuche die Wörter zu trennen oder durch einfachere zu ersetzen.
Z. B.: Die „bequeme Einkaufsmöglichkeit“ ersetzt Du durch „Einkaufs-Möglichkeit“ oder „die Möglichkeit einzukaufen“.
Oder am allerbesten durch einen ganzen Satz: „Hier können Sie bequem einkaufen.“
3) Fremd- oder Fachwörter
Du bist in einer ganz bestimmten Branche unterwegs?
Vermutlich. Branchen entwickeln oft Fachwörter, ob Tourismus, Baubranche, Gastronomie, Lebensmittelhandel, Coaching, Physiotherapie, Medizin etc.
Diese Branchensprache ist für Dich ganz normal! Aber Deine Kundinnen tun sich oft schwer damit, sie zu verstehen.
Selbst wenn sie diese Fachwörter verstehen ist es anstrengend für sie, diese zu „übersetzen“. Mehr dazu hörst Du auch im Video „Fremdwörter ja oder nein?“ (mit Transkription).
Der Anspruch an Texte, die ankommen: Deine Leserinnen sollen im Überfliegen verstehen, wovon Du schreibst.
Deine Aufgabe: Suche alle Fach- oder Fremdwörter in Deinem Text.
Dann entscheide: Entweder Du brauchst das Wort nicht unbedingt, dann ersetze es durch ein umgangssprachliches Wort; eines, das Du verwendest, wenn Du mit jemandem sprichst, der nicht in Deiner „Branchen-Bubble“ ist.
Oder Du brauchst das Wort unbedingt? Gerade bei medizinischen oder technischen Begriffen ist das oft nötig.
Dann erkläre das Wort das erste Mal, wenn es im Text vorkommt. Dafür verwendest Du im Hauptsatz zuerst das umgangssprachliche Hauptwort und setzt das Fremdwort danach einfach in Klammer.
Z. B. so: Übergewicht (Adipositas) ist ein ernstzunehmender Risikofaktor in der Schwangerschaft.
Oder verwende einen erklärenden Halbsatz, den Du mit einem Gedankenstrich abtrennst.
Z. B. so: Ein wichtiger Risikofaktor in der Schwangerschaft ist Adipositas – damit meinen wir eine bestimmte, medizinisch abgeklärte Form von Übergewicht.
Wie hört sich dein Text ohne schwierige Nomen an?
Schon viel flüssiger und weniger steif?
Jetzt gebe ich Dir noch ein Beispiel, wie sich ein Text ändert, wenn Du Hauptwörter durch Zeitwörter ersetzt. Und wie Du ihn durch direkte Ansprache empathischer machst – aber das ist ein eigenes Thema.
Schwierig: Anzeichen für „echte Wehen“ sind ein vorübergehendes Hartwerden des Bauches für 1-2 Minuten
bzw. Schmerzen im Bereich des Unterbauchs für ebenso 1-2 Minuten. Wehen ab der 28. Schwangerschaftswoche sind völlig normal.
Einfacher & direkter: Wie fühlen sich aber nun echte Wehen an? Wenn Dein Bauch für 1 -2 Minuten hart wird
bzw. Du ebenso lange Schmerzen im Unterbauch spürst, dann sind es echte Wehen. Aber keine Angst: Echte Wehen sind ab der 28. SSW ganz normal.
SSW würdest Du beim ersten Mal auch in Klammer erklären: SSW (Schwangerschaftswoche).
Ich wünsch‘ Dir viel Spaß beim Wörter suchen und Lösungen kniffeln!
Noch ein Tipp: Schreck Dich nicht, wenn Dein Text dadurch vielleicht auch etwas länger wird. Hauptwort-Monster auflösen braucht oft Nebensätze. Das ist ganz normal.
Das macht aber nichts, solange Dein Text dadurch flüssiger zu lesen ist. Mehr zur idealen Textlänge liest Du hier.
Hast Du Fragen? Schreib mir direkt hier in die Kommentare rein!
Möchtest Du gerne mit mir gemeinsam Deinen Text feinschleifen?
Ich nehme Dich an der Hand: Gemeinsam machen wir Dein aktuelles Angebot oder Deinen Blogartikel textsicher, zugkräftig und ansprechend!
Ich verspreche Dir: Du bekommst nicht nur einen packenden Text, der Dich wirklich glücklich macht; sondern Du lernst auch ganz viel für Deine weiteren Texte!
Sollen wir Deinen Text gemeinsam feinschleifen? Dann schreib mir einfach an celine@textemitziel.at. Ich melde mich umgehend bei Dir.
Deine Website-Texterin und Text-Coachin aus Wien,
Wow, das ist toll. Vielen Dank für diesen einfachen Tipp und die anschauliche Erklärung. Ich glaub, ich verwende viele Haupwort Muster. Da heißt es jetzt, auf die Suche gehen und ändern.
Das freut mich Lis! Lass‘ mich wissen, wenn du das eine oder andere Monster entdeckt hast! 🙂
Sehr klar und nahbar geschrieben! Ich musste ab und zu schmunzeln.
Vor allem die Aussage „Hauptwörter waren in ihrem ersten Leben einmal Zeitwörter“ ist bei mir hängen geblieben… Oooh, die armen Zeitwörter 😉
Ich werde mich nun sogleich auf die Suchen nach meinen „höfischen“ Wörtern machen. Vielen Dank für den tollen Input, Céline!
Gerne liebe Nadine! Ja dieser Satz ist mir vor vielen Jahren, in meinem früheren Leben sozusagen, mal in einem Schreibtraining hängengeblieben.
Freut mich, wenn Du damit arbeiten kannst!
Liebe Grüße Céline